Kerridis' Lyrik-Seite

Als Lyrik [...] bezeichnet man die dritte poetische Gattung neben der Epik und der Dramatik. Lyrische Werke nennt man auch Gedichte.
(Quelle: Wikipedia, 24.05.2008)

Wohlan, so sei's:

Modern Longing

Alone in my bed
I hear your voice
thousands of bedfeathers are singing it
every time I move sleeplessly

Alone in the dark
I see your smile
thousands of butterflies are carrying it to me
taking a seat in my stomach

Alone in front of my computer
I feel your soft skin
104 keycaps are bringing it to my fingertips
every stroke sending an "I love you"
and waiting for an answer

I need you

(© Susan J. Voitel, 2001)

Das Jahr geht

Das Jahr geht ins Land
hat es euch gesagt wohin genau?
mir nicht

Das Jahr geht ins Land
wird es jemals ankommen?
Und wann?

Es geht schneller und schneller, das Jahr
und irgendwann verliere ich es aus den Augen
Dreht es sich noch einmal um, um zu winken?
Nein, es verschwindet - einfach so

Das Jahr geht ins Land
was kümmert es das Land, was das Jahr tut
es zuckt mit den Schultern
und wendet sich wieder seiner Arbeit zu

Ein weiteres Jahr ist ins Land gegangen
eines von vielen, das Land hat nicht mitgezählt
es sinniert nicht über Jahre

Das Jahr geht ins Land
ich hoffe, es findet, was es sucht
Gute Reise, Jahr.

(© Susan J. Voitel, 2004)

Dem Folgenden muss ich wohl etwas vorausschicken:
Es handelt sich dabei nicht um die Verarbeitung eines Kindheits-Traumas, sondern schlicht um das Ergebnis des Nachdenkens über die Aussage "Was nicht sein kann, darf nicht sein" bzw. "Was nicht sein darf, kann nicht sein". Worin besteht der Unterschied?

Aus dieser Überlegung heraus entstanden parallel das Schafgedicht und das über die Schändung.

Meiner Meinung nach ergibt sich je nach Formulierung ein unterschiedlicher Sinn:
Beispiel fliegendes Schaf: nach gängiger Auffassung ist es nicht machbar, also passiert es auch nicht - ich glaube es nicht, also ist es nicht (möglich). Es kann nicht sein, und darf darum nicht sein.

Beispiel Schändung: es ist zu unangenehm zum darüber Nachdenken, also verschließe ich die Augen und rede nicht darüber und mache es durch Totschweigen "ungeschehen" - ich sehe es nicht, also ist es nicht (passiert). Es darf nicht sein, und kann darum nicht sein.

Schändung

Die Schule ist aus - die Mappe im Dreck
etwas getrödelt - der Bus grade weg
Ein wenig warten - das kennt sie schon
Heut so allein? fragt er in nettem Ton

Komm mit zu mir, hab eine Belohnung
sie hat Vertrauen, folgt ihm zur Wohnung
Doch nach einer Limo wird er sehr direkt
Los, Kleine, küss mich und dann komm ins Bett.

Und schon greift er ihr zwischen die Beine
sie will nach Hause, laß mich alleine
Doch er hält sie fest und zwingt sie nieder
dringt in sie ein - wieder und wieder

Ihr Schreien bleibt völlig ungehört
nicht mal ein Hund, der sich daran stört
Die Nacht ist grausam und gemein
ganz still weint sie in sich hinein

Am nächsten Morgen ist's vorbei
und ihn packt nun die große Reu'
Zum Abschied kniet er vor ihr nieder
sags niemandem - ich tu's nie wieder

Es hat dir doch auch Spaß gemacht
und streicht ihr übern Kopf ganz sacht
Ja, nun fühlt er sich wieder gut
- bis es ihn wieder packen tut

Sie sieht ihn jeden Tag am Eck
kein Ausweichen und kein Versteck
Er schaut und lächelt und sie weint
für sich allein - die Welt verneint

Denn was nicht sein darf kann nicht sein
und weiter bleibt der schöne Schein
bis eines Tags zehn Jahre später
ein junges Mädchen wird zum - Täter?...

(© Susan J. Voitel, 2002)

Das träumende Schaf

Ein Schaf, das träumt den Traum vom Fliegen
träumt davon, Schwerkraft zu besiegen
Anstatt dahinzuvegetieren
will es jetzt endlich was riskieren

Zur Klippe rauf, da will es steigen
und es dann mutig allen zeigen.
Der Weg ist lang, der Weg ist schwer
doch als es ankommt, zählts nicht mehr

Ein wenig zitternd steht es da,
schaut unten auf der Herde Schar,
sieht Hütehund und Schafe staunen,
ergibt sich schließlich seinen Launen.

Es glaubt an sich - es glaubt und springt
und siehe da, der Sprung gelingt -
es fliegt!
läßt Weide, Herde unten
und dreht voll Freude seine Runden

Der Hirte siehts und will es stoppen
dies blöde Schaf kann mich nicht foppen
ruft: Schafe könn' nunmal nicht fliegen
ist dir das denn nicht beizubiegen

Das Schaf stutzt - zweifelt - stürzt hernieder
und als zerschmettert seine Glieder
hört es von fern noch
so ist's brav!
weil was nicht sein kann, nicht sein darf

(© Susan J. Voitel, 2002)

Ergänzt in 2008, um den tatsächlichen Flug deutlicher zu machen.
Die Ursprungsversion kann man auch so interpretieren, dass es nicht wirklich fliegt, sondern eigentlich herabstürzt und sich nur für einen kurzen Moment eingebildet hat zu fliegen. Doch mein Schaf fliegt!

2008
Sternenlicht

Das sanfte Licht der Sterne
dringt ein in meinen Raum
oh ich hab es so gerne
dies sanfte Licht im Traum

Ich denke dann in Bildern
was ich dir alles sag
und wie ich dir kann schildern
dass ich dich ganz doll mag

Gewandet in Gedanken
steh ich und staune stumm
die Worte die sich ranken
drehn mir im Mund sich um

Die Worte sind wie Drachen
im Herbstwind - ach so gern
möcht ich mit ihnen lachen
mit dir, mein Licht, mein Stern

Doch leider sinds nur Träume
Schuld ist der Sterne Licht
ich würds dir ja gern sagen
doch Sterne lügen nicht.

(© Susan J. Voitel, 2008)

Whiskey-Logik

Das Glas Whiskey steht auf dem Tisch
natürlich halb voll, wie sichs gehört
denn halb leer
das wär schwer

zu glauben, denn grad wars doch noch ganz,
voll und nicht leer doch dann trank ich:
in mir mehr
Glas mehr leer

Wär es halb leer und hätt ich nichts getrunken
wärs dann nicht gewesen ein ganzes vorher?
Ganz leer?

Logik schwer...

(© Susan J. Voitel, 2008)

 
Verbundenheit

Ein tiefes Gefühl der Zuneigung
und des gegenseitigen Respekts.
Ob Freundschaft oder Liebe -
wer entscheide?

(© Susan J. Voitel, 2008)

Sprachlos

Aus dem "Sternenlicht" entstand "Sprachlos"
- man möge mir die Wiederverwendung
verzeihen.

Gewandet in Gedanken
steh ich und blicke stumm
die Worte die sich ranken
drehn sich im Kreis herum

Die Worte sind wie Drachen
im Herbstwind - ach so gern
möcht ich mit ihnen lachen
doch sind sie gar so fern

Der Drachen Botschaft lautet
sei frei, sei stark, sei du
drum laß ich jetzt die Worte
und lach dir einfach zu.

(© Susan J. Voitel, 2008)

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Für meine Mutter